Zitherklub Regensburg 1884 e.V. - Die Zither (2024)

Urformen

Schon in der griechischen Sagenwelt kann man von der "Erfindung" derZither lesen: Als Apollon eines müßigen Tages an einem See umherspazierteentdeckte er einen (leeren) Schildkrötenpanzer, über den er einigeBogensehnen spannte und so feststellte, dass sich damit verschiedene Töne erzeugen ließen.

Zugegeben, unter dem typischen Instrument des Apollon bzw. der griechischenKlassik stellt man sich eher eine Leier vor, und das ist auch richtig. Diebekannteste Form dürfte wohl die Kithara (auf lateinisch cithara) sein,die sich aus dem ältesten bekannten Leierinstrument, der Phorminx entwickelte.Was allerdings weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass dies auch für dieeinfachste Form, der Zither, die sog. Stabzither gilt: einer zwischen die Endeneines Holzstabs gespannten Saite. Man kann also durchaus berechtigt sagen, dasswir Apollon auch die Zither zu verdanken haben. Jedenfalls hat er hier dasGrundprinzip der Saiteninstrumente erschaffen: über einen festen Resonanzkörperwerden Pflanzenfasern, Haare, Tiersehnen und -därme, später auch Metalldrähte oderKunstfasern gespannt, mit Hilfe derer man dann die verschiedensten Töne erzeugenkann – die sog. Chordophone (von griech. Chordae, Saite).Diese haben natürlich mit den heutigen Formen der Zither, bis auf dasGrundprinzip, nicht mehr allzu viel gemeinsam.

Heutige Zither

Zitherklub Regensburg 1884 e.V. - Die Zither (1)

Die moderne Zither lässt sich eher auf die Brettzithern zurückführen, das sindeinfache Instrumente, bei denen über ein Brett (oder später über ein Holzkästchen)mehrere Saiten laufen. In China und Japan sind diese Bretter gewölbt, wie bei derchinesischen Guqin (manchmal auch nur Qin genannt) oder dem japanischen Koto.Vornehmlich in den Alpenländern hat man dem (Griff-)Brett noch einen hübschgeschwungenen Resonanzkasten mit zahlreichen weiteren Saiten hinzugefügt (Konzertzither)bzw. das Griffbrett weggelassen (Hackbrett), und in großen Konzertsälen dominierennur noch riesige Resonanzkörper, in denen die darin versteckten Saiten mit einemTastenmechanismus bearbeitet werden (Klavier).

Die Grundform der heutigen Zither entwickelte sich erst Ende des 18. Jahrhunderts,wobei es bei der Besaitung und der Bauweise des Korpus immer wieder zuWeiterentwicklungen kam.

Heute besteht die Zither aus einem flachen Resonanzkörper mit einem Griffbrett,bespannt mit fünf Saiten, auf denen mit Hilfe von 29 Metallbünden die Töne abgegriffenund mit einem Schlagring zu einem Melodiespiel vereinigt werden. Weitere bis zu37 frei schwingende Saiten, gestimmt im Quart- Quinten-Zirkel, werden hauptsächlich(aber nicht nur) zur akkordischen Begleitung verwendet. Dadurch erreicht die Zithereinen Tonumfang von bis zu 5½ Oktaven – vom Kontra-F(wird bei der Zither auch als Subkontra-F bezeichnet) bis zum d4.Im Vergleich mit dem Tonumfang eines Klaviers fehlen im hohen Bereich lediglich6 und im tiefen 5 Töne.

Vor allem ist die Zither ein Soloinstrument, kann aber auch zum Orchester-oder Ensemblespiel verwendet werden.

Die "Zitherfamilie"

Für das Zusammenspiel wurden der üblichen Diskantzither weitere Zithern inverschiedenen Baugrößen zugefügt:

  • die Quintzither, die eine Quint höher gestimmt ist als die Diskantzither unddamit der Stimmung einer Violine entspricht,
  • die Altzither, eine Quart tiefer als die Diskantzither und schließlich
  • die Basszither, die eine Oktave tiefer ist als die Diskantzither und damitwie ein Cello gestimmt ist.
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Zithermusik

Populär wurde die Zithermusik im 19. Jahrhundert, besonders geschätzt wurde siein Bayern, wo man auch bei Hof Zither spielte. Herzog Max vonBayern (liebevoll genannt "der Zithermaxl", er lebte von 1808 bis 1888),der Vater der berühmten Kaiserin Sissi, galt als Zithervirtuose und komponierte selbst fürdieses Instrument (siehe Amalienpolka; Anleitungzum Abspielen auf der Musik-Seite). Mit seinem Zitherlehrer Johann Petzmayer (1803-1884) ging erauf ausgedehnte Reisen, bis nach Griechenland und Ägypten, und stellte dort demstaunenden Publikum das neuartige Instrument vor.

Auch Sissi spielte gut auf der Zither und brachte sie an den Wiener Hof.

Bis heute verbindet man mit der Zither vornehmlich volksmusikalische Weisen,die besonders in der Advents- und Weihnachtszeit gerne gehört werden.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Transskriptionen klassischer Stücke, die sichfür ein Zitherensemble gut eignen und den bekannten Werken einen neuen Klang verleihen.So sind auch viele heutige Komponisten, die für die Zither schreiben, von derVolksmusik nicht ganz abgekommen, haben aber neue, moderne Klänge hinzugefügt.Insbesondere kann auch Jazz auf der Zither recht reizvoll klingen!

In diesem Sinne empfehlen wir, einfach einmal "reinhören und ausprobieren"und wünschen dabei viel Vergnügen.

Georg Freundorfer

Anlässlich der Eröffnung des neugestalteten Georg-Freundorfer-Platzes am Samstag, dem 6. Juli 2002, fanden sich dort ca. 300 Zitherspieler ein und spielten zwei Klassiker von Freundorfer, nämlich den "Schwanthalerhöher-Landler" und den Marsch "Lachendes München". Als größtes Zitherorchester der Welt könnte dieser Rekord in der nächsten Ausgabe des Guinness Buches erscheinen. Der Zitherklub Regensburg reiste mit einem Bus mit Spielern an und trug zum Gelingen des Rekords bei.

Über Georg Freundorfer (1881-1940)

Georg Freundorfer wurde in München auf der Schwanthalerhöh' geboren. Bereits in jungen Jahren trat er öffentlich als Zithersolist auf. Ursprünglich lernte er das Handwerk eines Bierbrauers, widmete sich aber bald voll der Unterhaltungsmusik. Auf Sylt trat er zusammen mit dem Konzertpianisten Bernhard Derksen als Duo auf. (Die Kombination Zither-Klavier ist für uns heute etwas ungewohnt.) Die beiden hatten großen Erfolg und Freundorfer wurde schnell bekannt. Das Duo vergrößerte er später zu einem Salonorchester mit bis zu 20 Musikern. In dieser Zeit entstanden auch eigene Werke. Freundorfer, der selbst weder Noten lesen noch schreiben konnte, spielte die Melodien auf der Zither und Derksen schreib die Noten auf und arrangierte die Stücke.

1912 zog Freundorfer in die Hauptstadt Berlin, wo gerade für Musiker ein gutes Auskommen war. Besonders mit seinem "Weg zum Herzen" wurde er bekannt und gewann viele Fans. In den 30er Jahren trat er häufig bei den "Großdeutschen Wunschkonzerten" auf und jeden Morgen spielte er um 6 Uhr live beim Berliner Sender. Nach einem Konzert stürzte er auf der vereisten Treppe und starb an den Folgen. Seine Melodien sind auch heute noch populär und wir wollen dazu beitragen, dass sie weiterleben.

Erstellt von Johannes Kolb im Auftrag des Zitherklubs Regensburg 1884 e.V.
Fotos: Peter Ferstl, Johannes Kolb

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